Michael Fichtenbaum, der künstlerische Leiter des Europaballetts plant bereits seit längerer Zeit, ein Choreografisches Forum zu gründen. Nun beschloss er, die Leitung des neuen Choreografischen Forums an Anastasia Irmiyaeva zu übertragen. Ein Forum, indem den Tänzer:innen Backstage- und Hintergrundwissen, verschiedene Stile der Choreografie und deren Entwicklungen sowie ein komplexer Einblick in die Welt des Tanzes vermittelt werden.
Der Entwicklungsprozess eines Künstlers ist stetig und für seine Karriere enorm wichtig. Diesen zu begleiten und zu unterstützen hat sich das Choreografische Forum als Ziel gesetzt.
Für die Tänzer:innen des Europaballetts sowie Absolventen der Akademieklassen sind drei Workshops mit unterschiedlichen Choreografen geplant. Gestartet wurde mit dem David Dawson Workshop vom 27. bis 30. Oktober 2021.
Der britische Choreograf David Dawson ist heute einer der führenden Tanzschaffenden im klassischen Ballett. Mit seinem choreografischen Stil, der durch Ästhetik und dem Raumlinienmerkmal besticht, verwandelt er das klassische Ballett auf eine völlig neue Art und Weise. Seine charakteristischen Werke wurden von Kritikern und Publikum weltweit gelobt. Die Leitung des Workshops übernahm seine langjährige Assistentin Rebecca Gladstone.
Profitieren von diesem Forum sollen neben den Studenten auch die jungen Elevinnen. Sie werden von Anastasia Irmiyaeva im Bereich Ballettkunde unterrichtet. Anastasia Irmiyaeva hat an der größten staatlichen Universität in Moskau studiert und kann auf eine breite Ausbildung in den Fächern klassisches und modernes Ballett zurückgreifen. Im Fach Ballettkunde wird auf die Entstehung des Balletts und die Geschichte eingegangen, aber auch zeitgenössische Choreografen werden behandelt.
Im Februar 2022 wird die Serie mit Alexander Mogilev, dem Leiter der Eto Dance Company aus Moskau fortgesetzt. Alexander Mogilev zeichnet seine Methodik aus, die zum Ziel hat, dass jeder Tänzer seine eigenen Bewegungen findet, mit denen er sich identifizieren kann.
Reiner Feistel der Gewinner des sächsischen Tanz-Preise leitet einen Workshop im April 2022. Auch er ist kein Unbekannter für die St. Pöltner. Zuletzt hat er 2019 „Der kleine Prinz“ im Theater des Balletts inszeniert.
David Dawson wurde mit dem Prix Benois de la Danse Award für Choreografie ausgezeichnet und für The Grey Area für den UK Critics' Circle National Dance Award nominiert. Für das Mariinsky-Ballett schuf er Reverence, für das er mit dem höchsten russischen Theaterpreis für visuelle Kunst, dem Golden Mask Award, ausgezeichnet wurde und gleichzeitig der erste britische Choreograf war, der ein Ballett für diese legendäre Kompanie schuf. Er erhielt den Choo San Goh Award für The Gentle Chapters und wurde für den Golden Swan Award nominiert. Für seine Neuinterpretation von Faun(e), die er für das English National Ballet schuf, wurde Dawson für den UK Critics' Circle National Dance Award und den Prix Benois de la Danse Choreography Award nominiert.
Rebecca Gladstone aus Australien war lange die Assistentin von Dawsen., und auch an der Wiener Staatsoper von 2003 bis 2006.
Sie wurde in Sydney geboren und erhielt ihre erste Tanzausbildung an der Kim Walton School of Dance und der Marie Walton-Mahon Dance Academy. Sie setzte ihre Studien an der English National Ballet School fort und wechselte nach ihrem Abschluss an das Ballett der Deutschen Oper Berlin, wo sie zur Solistin befördert wurde. 2003 folgte ein Engagement an der Wiener Staatsoper, 2006 wurde sie Teil des Semperoper Ballett unter Ballettdirektor Aaron S. Watkin. Während ihrer Tanzkarriere war Rebecca Gladstone in zahlreichen Rollen zu erleben und arbeitete mit vielen namhaften Choreografen zusammen, darunter Jiří Kylián, William Forsythe, John Neumeier, Marguerite Donlon, Johan Inger und David Dawson. Von 2010 bis 2016 war sie als Ballettmeisterin an der Semperoper tätig und kehrt seitdem regelmäßig als Probenleiterin und choreografische Assistentin zurück. Als Ballettmeisterin gastierte Rebecca Gladstone unter anderem am Finnish National Ballett, am Ballett des Staatstheaters am Gärtnerplatz und bei der Frankfurt Dance Company.
Reiner Feistel studierte an der Fachhochschule für Tanz in Leipzig. Nach seinem Studienabschluss wurde er an der Staatsoper Dresden engagiert und tanzte ab 1984 an der Semperoper als Solist zahlreiche Haupt- und Nebenrollen. 1996 gab er ebenfalls an der Semperoper sein Debüt als Choreograf. 1997 wurde er als Ballettdirektor an die Landesbühnen Sachsen berufen und kreierte für das Ensemble in jeder Spielzeit Ballettabende sowie Choreografien für den Dresdner Zwinger. Feistels künstlerisches Wirken für Radebeul wurde 2008 mit dem Kunstpreis der Großen Kreisstadt Radebeul gewürdigt. 2013/2014 kam er als Chefchoreograf und Künstlerischer Leiter zum Ballett Chemnitz und hat hier u. a. »Dornröschen – Ein Traumtanz«, »Giselle«, »Ein Sommernachtstraum«, »Eugen Onegin«, »Die Schneekönigin« und die Uraufführungen »König Artus«, »Mozart-Briefe« sowie den ersten Teil des Ballettabends »Gesichter der Großstadt«, der mit dem Sächsischen Tanzpreis 2017 ausgezeichnet wurde, auf die Bühne gebracht.
Seit 2018 ist Reiner Feistel Direktor des Tanztheaters am Theater Ulm.
Alexander Mogilev war von 2010 bis 2011 Student am Ballettkonservatorium St. Pölten. Danach folgte er dem Ruf seiner Heimat und gewann die Show „Dance“ im zentralen Fernsehen Moskaus und „Soul of Dance“ in der Kategorie „Star of Contermporary Dance“ als Tänzer und Choreograf. Außerdem war er Ballettdirektor in einigen großen Kompanien Russlands.